"Wo bist Du?"

Einleitung

 

Herzlich willkommen zu unserem heutigen Ü30-Gottesdienst. Er heißt fast genauso wie die neue Installation von Irmi Sellhorst, die heute Mittag hier in der Christ-König-Kirche eröffnet worden ist. Aber eben nur fast: ?Wo warst du?? lautet der Titel der Kunstaktion, und unser Ü30-Gottesdienst steht unter dem Motto ?Wo bist du??

 

Bestimmt hat sich jeder von uns schon mal irgendwann gefragt, wo Gott denn eigentlich war, als dieses oder jenes Leid in der Welt geschehen ist, oder wo er war, als mir persönlich etwas besonders Schlimmes widerfahren ist. Aber mit dieser Frage und mit möglichen Antworten darauf haben sehr viel schlauere Menschen als wir ja schon ganze Bücherregale gefüllt.

 

Deshalb möchten wir heute Abend stattdessen fragen: Wo ist Gott, wo erleben wir ihn, wenn gerade nichts Besonderes passiert? Wo kommt er in unserem ganz normalen Leben vor? Oder vielleicht auch: Wo geben wir ihm überhaupt die Möglichkeit, in unserem Leben vorzukommen?

 

Wir wissen nicht, wo Sie persönlich Gott begegnen. Vielleicht braucht der eine dazu eine Kirche. Oder jemand anders meint, er könne Gott überall sonst begegnen, aber auf keinen Fall in der Kirche. Und jemand drittes sagt vielleicht, er könne Gott zwar schon in der Kirche begegnen, aber nicht hier in Christ-König, weil mit der ganzen Kunst und ohne Bänke sei das ja gar keine richtige Kirche mehr.

 

Der heutige Gottesdienst lädt jeden von uns dazu ein, einmal ganz im Stillen darüber nachzudenken, wo Gott für ihn ganz persönlich denn wohl sein könnte. Einige von uns haben darauf wahrscheinlich schon eine Antwort. Andere wollen es lieber gar nicht so genau wissen. Und manchen geht es vielleicht auch so wie den Menschen, von denen wir heute Abend hören werden: die Gott nämlich gerade dort begegnet sind, wo sie selbst es am wenigsten erwartet hätten.

 

Psalm 74 Klage über die Verwüstung des Heiligtums

 

Warum, Gott, hast du uns für immer verstoßen? /

Warum ist dein Zorn gegen die Herde deiner Weide entbrannt?

2 Denk an deine Gemeinde, die du vorzeiten erworben, /

als Stamm dir zu Eigen erkauft, /

an den Berg Zion, den du zur Wohnung erwählt hast.

3 Erheb deine Schritte zu den uralten Trümmern! /

Der Feind hat im Heiligtum alles verwüstet.

4 Deine Widersacher lärmten an deiner heiligen Stätte, /

stellten ihre Banner auf als Zeichen des Sieges.

5 Wie einer die Axt schwingt im Dickicht des Waldes, /

6 so zerschlugen sie all das Schnitzwerk mit Beil und Hammer.

7 Sie legten an dein Heiligtum Feuer, /

entweihten die Wohnung deines Namens bis auf den Grund.

8 Sie sagten in ihrem Herzen: «Wir zerstören alles.» /

Und sie verbrannten alle Gottesstätten ringsum im Land.

9 Zeichen für uns sehen wir nicht, /

es ist kein Prophet mehr da, /

niemand von uns weiß, wie lange noch.

10 Wie lange, Gott, darf der Bedränger noch schmähen, /

darf der Feind ewig deinen Namen lästern?

11 Warum ziehst du die Hand von uns ab, /

hältst deine Rechte im Gewand verborgen?

12 Doch Gott ist mein König von alters her, /

Taten des Heils vollbringt er auf Erden.

13 Mit deiner Macht hast du das Meer zerspalten, /

die Häupter der Drachen über den Wassern zerschmettert.

14 Du hast die Köpfe des Levíatan zermalmt, /

ihn zum Fraß gegeben den Ungeheuern der See.

15 Hervorbrechen ließest du Quellen und Bäche, /

austrocknen Ströme, die sonst nie versiegen.

16 Dein ist der Tag, dein auch die Nacht, /

hingestellt hast du Sonne und Mond.

17 Du hast die Grenzen der Erde festgesetzt, /

hast Sommer und Winter geschaffen.

18 Denk daran: Der Feind schmäht den Herrn, /

ein Volk ohne Einsicht lästert deinen Namen.

19 Gib dem Raubtier das Leben deiner Taube nicht preis; /

das Leben deiner Armen vergiss nicht für immer!

20 Blick hin auf deinen Bund! /

Denn voll von Schlupfwinkeln der Gewalt ist unser Land.

21 Lass den Bedrückten nicht beschämt von dir weggehn! /

Arme und Gebeugte sollen deinen Namen rühmen.

22 Erheb dich, Gott, und führe deine Sache! /

Bedenke, wie die Toren dich täglich schmähen.

23 Vergiss nicht das Geschrei deiner Gegner, /

das Toben deiner Widersacher, das ständig emporsteigt.