Beam me up, Jesus



Ihr Leute, was steht ihr da und schaut hinauf zum Himmel?

Bald feiern wir Himmelfahrt: War?s das jetzt mit Jesus? Wird er wiederkommen? Wann? Wie soll es weitergehen?
Was haben Sie gedacht nach dem Tunnel, beim Fragezeichen, bei den Leitern, bei den Worten von oben? Haben Sie zum Himmel geschaut?

Warum schauen wir eigentlich zum Himmel?

Weil wir selbst dorthin wollen?
Weil wir, wie die Jünger Jesu, keine Idee haben, was gerade mit uns und unseren Ideen und Plänen geschieht?
Weil wir uns, wie die Jünger Jesu, vom Himmel etwas erwarten? Eine Lösung für unsere Probleme, für Ungerechtigkeit, Armut, Leid und vieles mehr?
Weil wir uns, wie die Jünger Jesu, den Himmel mit Leitern, Seilen und Raumschiffen erobern wollen, aber uns das Para-dies dann doch nicht selbst machen können?


Bald feiern wir Himmelfahrt: Ist das überhaupt relevant? Wie geht das eigentlich genau? Und: Was glauben wir eigentlich, wenn wir das Unglaubliche im Glaubensbekenntnis sagen, ...

dass Jesus hinabgestiegen ist in das Reich des Todes;
dass er am dritten Tage auferstanden ist von den Toten;
dass er aufgefahren ist in den Himmel, seinen Platz beim Vater hat und wiederkommen wird?



1966 hat ?Der Spiegel? in Glaubensdingen noch mitgemischt: Man hat damals einen Artikel des evangelischen Theologen Ru-dolf Bultmann abgedruckt, und der Titel war: ?Höllen- und Himmelfahrt sind erledigt?. Bultmann schreibt:

Kein erwachsener Mensch stellt sich Gott als ein oben im Himmel vorhandenes Wesen vor; ja, den ?Himmel? im alten Sinnes gibt es für uns gar nicht mehr. Und ebensowenig gibt es die Hölle, die mythische Unterwelt unterhalb des Bodens, auf dem unsere Füße stehen. Erledigt sind damit die Geschichten von der Himmel- und Höllenfahrt Christi; erledigt ist die Erwartung des mit den Wolken des Himmels kommenden ?Menschensohnes? und des Entrafftwerdens der Gläubigen in die Luft, ihm entgegen.

Denn, so Bultmann: Die Auferstehung Christi ist Gegenstand des Glaubens, weil sie viel mehr besagt als die Rückkehr eines Toten in das diesseitige Leben...
Vielmehr begegnet uns Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, ... im Worte der Verkündigung, nirgends anders. ... Das Osterereignis ... ist dann nichts anderes als die Entstehung des Glaubens an den Auferstandenen, und hier hat die Verkündigung ihren Ursprung.

Und weiter: Der christliche Osterglaube ist an der historischen Frage nicht Interessiert; für ihn bedeutet das historische Ereignis der Entstehung des Osterglaubens wie für die ersten Jünger die Selbstbekundung des Auferstandenen, die Tat Gottes, in der sich das Heilsgeschehen des Kreuzes vollendet.

Selbst wenn wir es nicht so ausdrücken möchten wie Bultmann, für uns stellt sich doch immer die Frage: Woran glauben wir, wenn wir zum Himmel schauen? Und warum feiern wir Himmelfahrt?

Vielleicht, weil wir Jesus gut finden, weil wir ihm glauben, dass sich durch ihn Gott selbst geoffenbart hat. Weil wir daran glau-ben, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes war, weil er die Herrschaft des Vaters verkündigt hat. Und wir glauben, weil es Men-schen gab und gibt, die uns von dieser besonderen Beziehung Jesu zum Vater erzählen. Diese Erzählung bewirkt der Geist, und er lässt uns darauf vertrauen, dass wir wie Jesus eine besondere Beziehung zum Vater haben können, dass wir uns Kinder Gottes nennen können.

Und als Kinder Gottes dürfen wir uns an Jesus erinnern, seine Geschichte hören und erzählen und ihn natürlich auch bitten: Beam me up, Jesus!



Oben droben?


Von Birgit Mattausch


Himmelfahrt ist nun also, liebe Leserin und lieber Leser. Ein seltsames Fest - denn wann hätte man je gefeiert, dass einer, den man liebte, wegging? Wann hätte man je gefeiert. dass man zurückgelassen wird'

40 Tage lang ist der auferstandene Jesus noch geblieben bei seinen Freundinnen und Freunden - und dann endgültig aufgefahren in den Himmel, so berichtet es jedenfalls das Lukasevangelium.

Seither sitzt er, man kann es sehen auf den Bildern in den Kirchen und den Museen, dort oben auf dem Thron, das Szepter in der Hand: Christus Pantokrator. Christus Weltenherrscher.

Wirklich ein seltsames Fest. Wäre ich damals dabei gewesen, ich hätte sicher geweint. Sehr geweint sogar, weil ich gar nicht gut bin im Abschiednehmen und im Immerzu-Hinaufsehen auch nicht. Irgendwie finde ich, dass das nicht so recht zu ihm passt, zu Jesus von Nazareth - so eine Himmelfahrt:

Der Freund der Zöllner und Sünderinnen, der die Spatzen lobte und die Lilien liebte - er sollte nun endgültig oben droben sein?

Der Wanderprophet - er sollte angekommen sein?

Der Erniedrigte - er sollte erhöht sein, hinauf in die Wolken, hinauf in die upper-class, hinauf in die göttlich-weltliche Führungsetage?

Und wir bleiben unten zurück"' Bruderseelenallein?

Geweint oder gejubelt?

Ja, ich hatte sicher geweint, damals, wenn ich dabei gewesen wäre. Oder hatte ich doch gejubelt? So, wie die Jüngerinnen und Jünger jubelten unter dem offenen Himmel. Gejubelt, weil ich wie sie gespürt hätte:

Einer von uns ist hinaufgefahren ins Blau und in die Weite und in die Ewigkeit. Und deshalb ist da mehr, als wir jetzt sehen, da sind Ritzen im Himmel und ein Leuchten am Horizont und ein Wehen wie von Heiligem Geist und die alte Erde ist durchlässig geworden für Himmlisches. Ja, vielleicht hatte ich doch gejubelt und mich gefreut. Und ganz bestimmt juble ich heute und freue mich:

Weil ich weiß: er ist nicht fort, er ist hier.

Weil ich glaube: nicht um Herrentum geht es an Himmelfahrt, nicht um Thron, Szepter und Hierarchien, sondern um Ewigkeit und Weite, um Hoffnung und Segen, um Himmelfahrt

eben auch für dich und für mich,

Ab und zu steht nämlich tatsächlich der Himmel über mir offen und mein enges Herz und  mein kleines Leben wird weit dann.
Ab und zu ist der Himmel über mir der Himmel in mir.
Ab und zu Ist der Himmel, der mir voraus ist, doch schon da,
Ab und zu bin ich dann ganz sicher: der Himmel kommt und ich bin nicht allein in der Welt.
 

Wollen Sie es genau wissen?

Die Geschichte von der Himmelfahrt steht in: Lukas 24. 50-53

Gedanken zu Himmelfahrt: aus www: Evangelische Landeskirche in Württemberg





Von Thales von Milet wird berichtet ...



Von Thales von Milet, einem berühmten Philosophen aus dem alten Griechenland, wird berichtet, dass er danach trachtete, die Himmelsgesetze zu erforschen, nach denen sich Sterne, Sonne und Mond bewegen. Im Stehen und Gehen soll er deshalb stets seine Augen zum Himmel gerichtet haben. Als er wieder einmal so angestrengt nach oben blickte, ist er in eine Grube gefallen. Da hat die ihn begleitende Magd laut gelacht und ihm zugerufen: ?Du kannst nicht sehen, was dir vor den Füßen liegt, und erwähnst erkennen zu können, was am Himmel vor sich geht.?

Das sind Worte einer beschlagenen Magd, die mit beiden Füßen auf dem Boden der Wirklichkeit steht. Sie hat den weisen Philosophen gelehrt, was wirklich weise ist: den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren und das Nächstliegende zu tun. Die Worte der Magd erinnern uns an die Worte der Engel bei Jesu Aufnahme in den Himmel. Als seine Anhänger angestrengt zum Himmel schauen, sagen diese: ?Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? (Apg 1, 11)? Fast hört man die Mahnung mit: Hängt nicht vergangenen Zeiten nach. Geht an die Arbeit und tut, was jetzt notwendig ist. Gestaltet das Leben hier. Bleibt der Erde und ihren Aufgaben treu.

Um der Erde und ihren Aufgaben treu bleiben zu können, müssen wir aber auch Partei ergreifen für Thales, der die Gesetze des Himmels studiert. Die Magd weiß wohl, was unter ihren Füßen wirklich ist, aber sie weiß nicht, was alles über ihrem Haupt möglich ist. Jesu Leben, Sterben und Auferstehen hat uns von den Weiten gesprochen, für die wir geschaffen und die uns verheißen sind. Es sind die Weiten des Reiches Gottes, in dem Friede und Gerechtigkeit herrschen.

So sind uns beide Gestalten sympathisch. Die Magd, die mit beiden Füßen auf dem Boden der Wirklichkeit steht, und Thales, weil er einen Blick in die unendlichen Weiten des Himmels wirft. Beides tut uns heute not: Wir müssen der Erde und ihren Herausforderungen treu bleiben. Aber auch der Blick zum Himmel muss uns zurückgegeben werden, damit wir wissen, wozu wir geschaffen sind. Der Erde treu bleiben, weil wir dem Himmel treu sind. Das wäre christliches Leben.




Gedanken der Hl. Teresa von Avila


Herr Jesus, du bist aufgefahren in den Himmel:
Jetzt hast du auf Erden...
keinen anderen Leib als den unseren.
Jetzt hast du auf Erden...
Keinen anderen Füße als die unseren.
Jetzt hast du auf Erden...
Keine anderen Hände als die unseren.

Unsere Augen zeigen dein Mitleid mit der Welt.
Und unser Mund verkündet dein Verständnis mit den Sorgen der Menschen.
Unsere Ohren hören deine Verheißung, die wir im Herzen bewahren,
für alle, die an diesen Schatz teilhaben wollen.

Dann tragen unsere Füße dich überall hin,
um dort Gutes zu tun, wo Not ist.

Nach Gedanken der Hl. Teresa von Avila