Trauern ist keine Krankheit

 

 

Trauer...



...ist keine Krankheit

...ist eine natürliche Reaktion auf Verlust

...kann kraftvoll, kreativ, bunt und lebendig sein

...kann Verschiedenstes betreffen: den Tod eines geliebten Menschen oder Tieres, Trennung oder Scheidung, Krankheit, Arbeitslosigkeit,Lebensveränderungskrisen

...kann aktuelle oder länger zurückliegende Ereignisse betreffen

...ist nicht nur Traurigkeit, sondern auch Wut, Aggression, Verzweiflung, Liebe, Freude, Einsamkeit, Angst

...braucht Raum, Zeit, Ausdruck und ein verstehendes Gegenüber

...ist ein aktiver Prozess und ein passiver Zustand

...heilt nicht von alleine mit der Zeit, sondern ist eine Grenzerfahrung, eine Aufgabe und zuweilen auch schwere Arbeit

...zeigt sich auf verschiedensten Ebenen: körperlich, seelisch, geistig

...hat Merkmale, die alle Menschen ähnlich erleben und ist zugleich etwas Einzigartiges, sehr individuelles

...ist eine Herausforderung und eine Ressource, die zum menschlichen Leben dazugehört, jeder Mensch trägt die Fähigkeit zu Trauern in sich

 

 

Lass ruhig los das Ruder, von Reinhard Mey


Dieses Lied ist erschienen auf: dann mach's gut

Lass nun ruhig los das Ruder,
Dein Schiff kennt den Kurs allein.
Du bist sicher, Schlafes Bruder
Wird ein guter Lotse sein.

Lass nun Zirkel, Log und Lot
Getrost aus den müden Händen,
Aller Kummer, alle Not,
Alle Schmerzen enden.

Es ist tröstlich, einzusehen,
Dass nach der bemess?nen Frist
Abschiednehmen und Vergehen
Auch ein Teil des Lebens ist.

Und der Wind wird weiter wehn,
Und es dreht der Kreis des Lebens,
Und das Gras wird neu entstehn,
Und nichts ist vergebens.

Es kommt nicht der grimme Schnitter,
Es kommt nicht ein Feind,
Es kommt, scheint sein Kelch auch bitter,
Ein Freund, der?s gut mit uns meint.

Heimkehr?n in den guten Hafen
Über spiegelglattes Meer,
Nicht mehr kämpfen, ruhig schlafen,
Nun ist Frieden ringsumher.

Und das Dunkel weicht dem Licht,
Mag es noch so finster scheinen.
Nein, hadern dürfen wir nicht -
Doch wir dürfen weinen.



Lesungen


Gedanken zum Tod 


wenn ich gestorben bin
hat sie gewünscht feiert nicht mich
und auch nicht den tod
feiert den der ein gott von lebendigen ist
wenn ich gestorben bin
hat sie gewünscht zieht euch nicht dunkel an
das wäre nicht christlich
kleidet euch hell singt heitere lobgesänge  
wenn ich gestorben bin
hat sie gewünscht preiset das leben
das hart ist und schön
preiset den der ein gott von lebendigen ist

Kurt Marti

 

Behalte die Gabel!

Als der Arzt ihr mitteilte, dass sie höchstens noch drei Monate zu leben hätte, beschloss sie, sofort alle Details ihrer Beerdigung festzulegen. Zusammen mit dem Pfarrer besprach sie, welche Lieder gesungen werden sollten, welche Texte verlesen werden sollten und welche Kleider sie anhaben wollte.?Und da gibt es noch eine sehr wichtige Sache! Ich will mit einer Gabel in der Hand begraben werden?, sagte sie schließlich. Der Pfarrer konnte seine Verwunderung nicht verbergen. Eine Gabel ?Darf ich fragen, warum??, wollte er vorsichtig wissen.?Das kann ich erklären?, antwortete die Frau mit einem Lächeln: ?Ich war in meinem Leben zu vielen verschiedenen Abendessen eingeladen. Und ich habe immer die Gänge am liebsten gemocht, wo diejenigen, die abgedeckt haben, gesagt haben: die Gabel kannst Du behalten. Da wusste ich, dass noch etwas Besseres kommen würde. Nicht nur Eis und Pudding, sondern etwas Richtiges, ein Auflauf oder etwas Ähnliches.Ich will, dass die Leute auf mich schauen, wenn ich da in meinem Sarg liege mit einer Gabel in der Hand. Da werden die sich fragen: Was hat es denn mit der Gabel auf sich? Und dann können Sie ihnen erklären, was ich gesagt habe. Und dann grüßen Sie sie und sagen ihnen, dass sie auch die Gabel behalten sollen. Es kommt noch etwas Besseres.?

Kristina Reftel


Glaubensbekenntnis


ICH GLAUBE AN GOTT,
 der uns wie ein Vater auf unseren Wegen behütet,
 der uns zuhört, wenn wir beten;
 die wie eine Mutter tröstet, wenn wir klagen und trauern,
 und ermutigt, wenn uns Mut und Kraft fehlen.
 Er hat uns und alles, was ist, geschaffen,
 Sie ist allgegenwärtig.
 Ich glaube an Jesus,
 der menschlich und göttlich war,
 lebte und lehrte,
 veränderte und bewahrte.
 Er starb am Kreuz und stand wieder auf,
 ein Wunder vor unseren Augen.
 Am Ende der Zeit wird Er da sein und richten.
 Ich glaube an den Geist,
 der uns das Hören und Verstehen schenkt,
 das Sprechen und das Erkennen,
 das Fühlen und das Sein.
 Durch diese göttliche Einheit können wir
 in einer Gemeinschaft leben, glauben und beten,
 voller Hoffnung und Trost,
 voller Mut und Dank,
 bis zum Ende der Zeit.
 Amen.

1997 im Rahmen eines theologischen Gesprächskreises in Berlin verfasst. (c) by Inga v. Thomsen





Im Zimmer nebenan



Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.

Was ich für euch war,
bin ich immer noch.

Lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.

Betet, lacht, denkt an mich,
und trinkt auf mich,
damit mein Name ausgesprochen wird,
so wie es immer war,
ohne irgendeine besondere Betonung,
ohne die Spur eines Schattens -
Und hört Musik.

Der Faden ist nicht durchschnitten.

Warum soll ich nicht mehr
In euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?

Ich bin nicht weit weg,
nur auf der anderen Seite des Weges.